Impulse

Dafür gehe ich auf die Straße

Dafür gehe ich auf die Straße

[von Maria Stadtherr]

Ich wurde Anfang der 1960er Jahre in der DDR geboren und habe hier von der Pike auf Journalistik studiert. Und lange war ich ein Teil des Systems – weil ich ehrlich glaubte, nur so, wie wir es machten, könne man eine menschlichere Gesellschaft aufbauen: Ohne Krieg, ohne Massenarbeitslosigkeit, ohne Hunger und Krankheiten, an denen man, weil man arm ist, zu zeitig sterben muss. Völkerfreundschaft plus Solidarität waren für mich keine Fremdworte, und ich war stolz darauf, dass bei uns jedes Kind neben einer regelmäßigen gründlichen medizinischen Prophylaxe und Behandlung nicht nur eine gute Allgemeinbildung, sondern täglich ebenso Milch und ein warmes Mittagessen zum Minimalpreis in der Schule bekommen konnte. Meinem Denken und Handeln lagen und liegen humanistische Werte zugrunde.

Mitte der 1980er Jahren fing ich erstmals an zu zweifeln; meine "rosarote Brille" fiel mir sozusagen ab und zu mal herunter: Weil die offiziellen Verlautbarungen der regierenden Partei sowie ihrer gleichgetakteten Medien immer öfter nicht mit der Realität übereinzustimmen schienen. Und das betraf nicht nur die angebliche Wirtschaftskraft und die Erfolge beim Aufbau des Sozialismus in der DDR. Das, was ich in meinem Beruf erfuhr und das, was ich schreiben durfte, klaffte inhaltlich immer mehr auseinander. Dabei war ich weit davon entfernt, fundamentale Systemkritik zu üben; die "Schere im Kopf" wurde uns spätestens im Studium in Leipzig eingepflanzt. Allerdings fiel stets auch der Hauch einer kritischen Anmerkung dem "Rotstift" zum Opfer. Außerdem war mir die gnadenlose Verleumdung und Verfolgung von Andersdenkenden zuwider. Zum – nicht erwarteten – Ende der DDR hin zog ich dann die Konsequenzen …

Die Leute wurden immer mehr belogen und manipuliert - indem nur Positives hervorgehoben oder gar überhöht, Halbwahrheiten verbreitet wurden; was nicht in den Kram passte, beschönigten Regierung und Medien oder ließen es einfach weg. Die SED hatte, so war der Eindruck, die Wahrheit und die Weisheit mit Löffeln gefressen. "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!" eben. "Die da oben" schienen überhaupt nicht mehr zu wissen, was "unten" los war, was die Menschen im Land bewegte und welche Sorgen und Probleme sie belasteten.

Das "richtige" Parteibuch war entscheidend. SED-Genossen wurde blinder Glaube und Gehorsam abverlangt. Interne "Abweichler" mussten mit Parteiverfahren oder gar -ausschluss rechnen. Toleranz gegenüber Andersmeinenden gab es nicht. Kritiker wurden diffamiert, pathologisiert, mundtot gemacht, aus dem gesellschaftlichen und selbst Berufsleben ausgeschlossen, verfolgt sowie vielfach eingesperrt. Denunziation gehörte zum guten Ton. Denn: Das waren alles Staatsfeinde! Meinungsfreiheit: Keine Spur, nur ab und zu vorsichtig in den allerhöchsten Parteikreisen. Pressefreiheit: Fehlanzeige. Rechtsstaatlichkeit auszuhebeln war Gang und Gäbe – auch die Staatsanwaltschaft gehörte zum System und gehorchte Befehlen. Mehr Demokratie einzufordern war ein Sakrileg.

Solch ein Staatswesen bezeichnet man gemeinhin als Diktatur.

Dann kam das, was ich eigentlich nie wollte: Die Wiedervereinigung beider deutscher Länder. Mir wäre eine demokratischere DDR lieber gewesen. (Eine Illusion!?) Doch die meisten Leute stimmten für die D-Mark sowie "West"autos, -möbel, -heimelektronik, -klamotten, Reisen in alle Welt usw. – wovon auch ich zugegebenermaßen profitierte. (Was man sich freilich auch nur dann dauerhaft leisten kann, wenn man eine langfristige und gut bezahlte Arbeit hat. Zigtausende jedoch wurden arbeitslos …) Unbezahlbar: Der Zugewinn an Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit!

Kommen wir zum eigentlichen Thema: Weshalb gehe ich mit der Bewegung Halle auf die Straße und unterstütze sie aktiv? Und hat all das, was ich vorher beschrieb, etwas damit zu tun? Die eindeutige Antwort lautet: JA!!! Denn seit zwei Jahren fühle ich mich zunehmend, was die geschichtsvergessene, intransparente, demokratie- und verfassungsfeindliche, entmündigende, freiheitsberaubende, verlogene wie rigorose Corona-Regierungspolitik betrifft, auf unheimliche Art und Weise an die totalitäre Führung der DDR erinnert. Willkommen im autoritären Maßnahmenstaat voller Willkür!

Und die meisten Medien praktizieren auch heute wieder überwiegend realitätsferne Regierungspropaganda - durch Schönfärberei (z.B. mRNA-Impfung), durch Halbwahrheiten, weglassen, lügen und verharmlosen (z.B. Nebenwirkungen inkl. Tod durch mRNA-Impfungen), durch Verunglimpfung, Entmenschlichung und Ausgrenzung Andersdenkender. Meiner Erinnerung nach wurde sogar zeitweise zu Denunziation aufgerufen. Gegenaufklärung statt Aufklärung. Moralismus statt Moral. Blinder Glaube und Gehorsam werden – per Gehirnwäsche - wieder eingefordert. Allseitige Information, der kritische Vergleich von Zahlen und Fakten sowie den eigenen Verstand gebrauchen, seiner Intuition folgen und Entscheidungsfreiheit über den eigenen Körper beanspruchen, all dies ist verpönt. Ich weiß, wie oben bereits erwähnt, wovon ich rede.

Alles wird heute wieder so gebogen, wie man es gerade aktuell braucht – da können Zahlen, Fakten, auch Versprechen morgen schon einmal diametral gegenüber den gestrigen ausfallen. Argumente, die nicht ins Narrativ von Weltwirtschaftsforum, WHO, EU und Regierung passen, werden ignoriert oder als Verschwörungstheorien abgestempelt. Absolute Taubheit herrscht gegenüber evidenzbasierten Forschungsergebnissen oder praktischen Erfahrungen. Das heißt, jahrzehntelang national und international anerkannte Virologen, Epidemiologen, Haus- und Fachärzte, Juristen u.v.a.m. werden diffamiert, stigmatisiert, mundtot gemacht, müssen Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen, werden mit Klagen überzogen. Missliebige werden entlassen, z.B. der Vorstand der BKK Pro Vita, Andreas Schöfbeck, der auf wahrscheinlich mehrere Millionen ärztliche Behandlungen wegen Nebenwirkungen seit der Impfeinführung verwies.

Null Toleranz! Alles Corona-Leugner, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Esoteriker! Alles Rassisten, Antisemiten, Nazis, Staatsfeinde! Wie angeblich auch die bunt zusammengewürfelten Demonstranten aus allen Schichten der Bevölkerung, die seit beinahe 2 Jahren zu Hunderttausenden nur allein in Deutschland für die Wahrung von Demokratie, Grundrechten und Freiheit auf die Straße gehen – wie 1989 in der DDR. Und sie alle fragen sich angesichts der Einführung der einrichtungsbezogenen sowie der drohenden allgemeinen Impfpflicht nun vor allem: Wozu wird man uns als nächstes zwingen???

(Fast) alle "Blockflöten" in den Parlamenten, die Medien und – noch schlimmer – das Bundesverfassungsgericht sowie regionale Gerichte machen bei diesem rasanten Demokratieabbau, bei willkürlicher Rechtsauslegung und daraus resultierendem permanenten Verfassungsbruch mit. Wieder sind Parteibücher und blinder Partei-Gehorsam wichtiger als Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit.

Die Impfpflicht MUSS kommen. Und das ist einmal mehr alternativlos, wie so vieles in jüngster Vergangenheit. Laut Winfried Kretzschmann (Die Grünen, Ministerpräsident von Baden-Württemberg) haben wir "einfach mal zu gehorchen", wenn der paternalistische, "fürsorgliche" Staat uns etwas "Alternativloses" anordnet. Das wird dann auch lückenlos kontrolliert, Fehlverhalten geahndet und bestraft. Und Herr Lauterbach geht ja sowieso davon aus, dass wir uns ab jetzt im Dauerausnahmezustand befinden werden, unser Leben nie wieder normal werden wird. Gründe dafür: Klimawandel, daraus folgende vermehrte Umweltkatastrophen, weitere Pandemien, Ressourcenknappheit usw. usf. Panik- und Angstmache ohne Pause, durchgängig seit zwei Jahren. (Ist das eigentlich schon pathologisch?) Respektlos: Die Menschen, die Individuen und ihre grundgesetzlich bedingungslos zugestandenen demokratischen, freiheitlichen Rechte – oder ihr der Zwangsimpfung widersprechender Gesundheitszustand - sind sch…egal. Es ist unfassbar und gruselt einen bis ins Mark. "1984" von George Orwell lässt grüßen. Denn all das sind Wesenszüge anmaßender, ignoranter, inkompetenter, selbstgerechter, totalitärer Herrschaft! "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!" … in der BRD kann es freilich mal diese, mal jene sein – egal, welche, es ist ebenfalls inzwischen alles „Einheitsbrei“.

Macht korrumpiert bekanntlich. Und totale Macht … ja, genau! Ergebnis: Ideologie. So werden wir seit geraumer Zeit leider auch in Deutschland von zu vielen macht- und geldgeilen, stillosen, narzisstisch-eitel-empathielosen, korrupten, z.T. infantilen Berufspolitikern mit Allmachtsfantasien vertreten und regiert. Diese Personen wollen um jeden Preis in die Parlamente gewählt werden und nach Möglichkeit in hohe Regierungspositionen kommen - denn dann sind sie ja bis an ihr Lebensende finanziell aufs Beste abgesichert. Wahlversprechen: Was interessiert mich mein Gelaber von gestern. Stets die Interessen derer, denen ich verpflichtet bin, als Abgeordneter oder gar Minister vertreten: Als Lobbyist (z.B. der Pharmaindustrie) werde ich doch viel reicher. Ich werde das nächste Mal nicht wieder gewählt und/oder meine Partei ist nicht mehr an der Regierung beteiligt: Dann wechsle ich eben in einen der Konzerne, für die ich jahrelang Lobbyarbeit geleistet habe. Die werden sich schon als dankbar erweisen, schließlich haben sie durch meinen politischen Einfluss Millionen/Milliarden Profite gemacht. (Alternativ: Ich habe sie doch vor Millionen-Steuernachzahlungen geschützt …)

Und Folgendes trifft leider ebenfalls für fast alle Parteien im Bundestag sowie ihre unterstützten "NGOs" und System-Medien an der Basis zu: Miteinander auf Augenhöhe reden, zuhören, verstehen, Verständnis zeigen, tolerant sein, Trennendes überwinden, Gemeinsamkeiten entdecken - Das fordern viele Ideologen zwar permanent von den anderen ein, haben es selbst aber nicht zu bieten. Oder: Ich beobachte lieber aus der Ferne die Demonstrationen und schreibe dann negativ wertend über die dort teilnehmenden Menschen – ohne mit einem ihnen zu reden und mich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen. Meine Wahrheit biege ich mir zurecht, drehe Worte im Mund herum. Was mir nicht in den Kram passt, lasse ich einfach weg. Damit biedere ich mich zwar den Regierenden – oder meinen Geldgebern – an, aber was macht das schon. Die sind doch schließlich alle die Guten, und da möchte ich um jeden Preis dazugehören! Nochmals mit Verlaub: Das ist keine demokratische Debattenkultur. Das ist erst Recht kein Journalismus. Nix mit "4. Gewalt" im Staat, die die Regierungspolitik stets kritisch zu beobachten, begleiten und beurteilen hat.

Auch wenn vieles hier aus Platzgründe nicht von allen Seiten beleuchtet werden kann, was mich bewegt: Aus all diesen Gründen gehe ich montags auf die Straße. Nie wieder Diktatur – von welcher ideologischen Seite auch immer!


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Hier gibt es schon welche.

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